Die IAB - Initiative Achimer Bürger wird sich hier für ein wohnenswertes Achim einsetzen.

 

Zum Leserbrief  vom 30.11.2010 „Ohne Sand kein Bau“ (Anlass Artikel  „Alle gegen Sand- und Torfabbau“ vom 13.11.2010)

 

Den Inhalt dieses Leserbriefes kann man so nicht stehen lassen, zumal er von jemanden verfasst ist, der die Fachkenntnis, aber auch die Gelegenheit hat, sich zu informieren.

Alle Punkte anzuführen würde den Rahmen sprengen, also einige Stichworte hierzu.

Warum Einstimmigkeit in einer Demokratie ein mulmiges Gefühl hervorrufen kann und damit verdächtig ist erschließt sich mir nicht. Im Gegenteil, dieses ist doch das Ziel eines jeden Politikers, viele Menschen „mitzunehmen“ und dieses in der Kommune umzusetzen ohne sich an rot, schwarz, gelb oder grün oder anderen Farben zu klammern.

Hier ist schlicht und einfach die Meinung der Achimer Bürger wiedergegeben, die mit Recht gegen die Eingriffe in eine erhaltenswerte Natur sind.

Zum Thema Rohstoffversorgung:

- 1972 (vor fast  40 Jahren) wurde unter dem Namen "Die Grenzen des Wachstums" eine Studie im Auftrag des Club of Rome erstellt.

Dort wurden die fünf Tendenzen dargestellt, die uns alle weltweit betreffen: Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von Lebensraum.

Es wurden u.a. Simulationen mit unterschiedlich zur Verfügung stehenden Rohstoffvorräten der Erde mit der Wechselwirkung zu Lebensmittelversorgung, Bevölkerungswachstum und Umweltschutz berechnet.

1992 wurden „Die neuen Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht. Neue Erkenntnisse (beispielsweise größere Rohstoffvorkommen als 20 Jahre zuvor bekannt) und die in der Zwischenzeit eingetretene Entwicklung wurden in die aktualisierten Simulationen aufgenommen, dennoch bleiben die Ergebnisse in der Tendenz ähnlich.

2004 gab es das 30-Jahre-Update. In den simulierten Szenarien ergibt sich ein Überschreiten der Wachstumsgrenzen und ein anschließender Kollaps („overshoot and collapse“) bis spätestens 2100.

Die Fortführung des „business as usual“ der letzten 30 Jahre führe zum Kollaps ab dem Jahr 2030.

Selbst wenn wir uns als Weltbevölkerung für ein energisches Umsetzen von Umweltschutz- und Effizienzstandards einsetzen, können die Folgen nur noch abgemildert, aber nicht mehr verhindert werden.

Wie soll man unter diesem Gesichtspunkten die Sätze von Herrn Koch: „Dass keiner an die Rohstoffversorgung denkt“ und „Oh heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andere an!“ verstehen bzw. einordnen?

Hier einige Zahlen, Zitat: “Die Studie von 2004 geht auch auf die Entwicklung von 1972 bis 2002 ein und beschreibt unter anderem eine Zunahme des sozialen Gefälles (20 % der Erdbevölkerung verfügten über 85 % des globalen BIP), die Bodenqualität (40 % der Ackerflächen würden übernutzt), Überfischung (75 % der Fischbestände seien bereits abgefischt) und (wie bereits 1972) die Erschöpfung fossiler Rohstoffe stehe in wenigen Jahrzehnten bevor. Die Autoren nehmen an, dass die Kapazität der Erde, Rohstoffe zur Verfügung zu stellen und Schadstoffe zu absorbieren (siehe ökologischer Fußabdruck) bereits im Jahr 1980 überschritten worden sei und weiterhin überschritten werde (im Jahr 2004 schon um ca. 20 %).“
Die Grenzen des Wachstums“ steht in einer langen Tradition von wachstumskritischen Veröffentlichungen. Die Kritik an exponentiellen Wachstumsprozessen ist jahrtausende alt. Bekannt ist die Weizenkornlegende und der Josephspfennig, aber auch durch Hinweise in der Bibel (Macht Euch die Erde untertan ...Von zerstören kann ich dort nichts lesen, vielmehr von bewahren), dem Koran, durch Han Fei-Tzu voraus (ca. 500 v. Chr.). Aristoteles sagte, 322 v. Chr., Zitat: "Die meisten Leute meinen, ein Staat, der die Menschen glücklich machen könne, müsse groß sein; aber selbst wenn sie recht haben sollten, wissen sie doch nicht, was eigentlich groß und klein bei Staaten bedeuten soll... Auch für die Größe von Staaten gibt es eine Grenze, so wie für jedes andere Ding, für Pflanzen, Tiere und für Handwerkzeuge; denn diese Dinge verlieren ihre natürliche Wirksamkeit, wenn sie zu groß oder zu klein sind; entweder gehen sie völlig ihrer Eigenart verlustig oder sie werden zerstört."

William Stanley Jevons in The Coal Question eine Erschöpfung der Kohlevorkommen für das Jahr 1980 und formulierte das Jevons’ Paradoxon: Technischer Fortschritt, der zu einer effizienteren Nutzung von Rohstoffen führt, kann dennoch zu einem Mehrverbrauch dieser Rohstoffe führen.

Im Juni 2008 veröffentlichte Graham Turner von der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) eine Studie, in der er die historischen Daten für die Jahre von 1970 bis 2000 mit den Szenarien der ursprünglichen Studie von 1972 verglich. Er stellte eine große Übereinstimmung mit den Vorhersagen des Standardszenarios fest, das in einem globalen Kollaps in der Mitte des 21. Jahrhunderts resultiert.

Die Wirtschaftswoche und das Handelsblatt berichten am 05.04.2006: Neueste Prognosen des Club of Rome zur globalen Entwicklung zeichnen ein fatales Bild: In 70 Jahren steht der Welt ein Kollaps bevor, denn viele Möglichkeiten zur Ressourceneinsparung bleiben ungenutzt. Allein in Deutschland könnten durch besseren Ressourceneinsatz 200 Milliarden Euro für Investitionen freigesetzt werden.

Dort heißt es:  „Wir haben dreißig Jahre geschlafen“, obwohl schon 1972 vor einem Ende des wachstumsorientierten Wirtschaftens gewarnt wurde, seien weiter Rohstoffe verschwendet worden. Die Umwelt sei so verschmutzt wie nie zuvor; die Probleme drohten schon in den nächsten Jahrzehnten akut zu werden, ein Umsteuern sei überfällig.

Ist seit 1972 etwas geschehen?  Aktuell, das Handelblatt berichtet am 16.11.2010 unter der Überschrift: Bundestag lotet Grenzen des Wachstums aus

Vor fast 40 Jahren warnte der Club of Rome vor den "Grenzen des Wachstums". Nun erreicht das Thema auch den Deutschen Bundestag: Nach fast einjähriger Debatte haben sich die Koalitionsfraktionen mit Grünen und SPD auf eine Enquete-Kommission zu "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" geeinigt, die im Dezember eingesetzt werden soll.

Zitat: .....dieser soll neben dem materiellen Wohlstand, den traditionell das Bruttoinlandsprodukt misst, eine Vielzahl von Faktoren integrieren: Die Liste reicht vom Zugang zu Arbeit und der Verteilung des Reichtums über den Zustand von Umwelt und Ressourcen bis hin zu Bildungschancen und Gesundheit.

.....Er ist von den vier genannten Fraktionen unterzeichnet.

.....Unstrittig ist, dass das BIP vor allem Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch nicht abbildet, ja sogar steigt, wenn etwa eine Umweltkatastrophe eintritt. Wenn ich mich recht erinnere, gehört dazu auch die FDP, sowohl als Regierungsbeteiligte und als Partei.

Herr Koch spricht vom populären Weg der Ratsherren, dem diese sich angeschlossen haben. Populär kann hin diesem Fall nur sein, dass sich am 18.11.2010 im geplanten Torfabbaugebiet bei Herrn Landwirt Hans-Hermann Gätje die folgenden Politiker  getroffen haben. Nicht eingeladen war der zuständige Ortsausschussvorsitzende des Ortsteil Badener Moor, Herr Wolfgang Heckel (!)

Anwesend waren, der Umweltminister Hans-Heinrich Sander und der Landtagsabgeordnete und umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion Gero Hockker, beide FDP, der Kreisvorsitzende des Naturschutzbundes, Bernd Witthuhn und Achims Ratsvorsitzender Hans-Jürgen Wächter, SPD.

 

NTV Freitag, 04. Dezember 2009
"Mit weniger glücklich und zufrieden"Wohlstand ohne Wachstum

Till Schwarze
Ist Wachstum wirklich für unser Leben notwendig, wie Kanzlerin Merkel stets betont? Von Bundespräsident Köhler über Frankreichs Präsident Sarkozy bis hin zur EU-Kommission fordern Politiker die Abkehr von der "Wachstumseuphorie". Für ein radikales Umdenken setzt sich auch Bremens Umweltsenator Loske ein: "Wohlstand braucht kein Wachstum."

 


Alternativen zu Kies
Studie durchgeführt für
Pro Natur GmbH und die Bayerische Wasserwirtschaft
im Rahmen des Projektes
Grundwasserverträglicher Rohstoffabbau